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Startup Transferwise

Nirgendwo bieten Banken einen so schlechten Service wie in westeuropäischen Ländern. Deutschland ist eines davon.” Über den Umgang mit Auslandsüberweisungen regt sich der Este mit besonderem Vergnügen auf.

Tage dauere es, bis in die USA oder Türkei geschicktes Geld ankomme.
Banken legen ihre Kunden rein und verdienen Milliarden an den versteckten Gebühren, die Attacken auf gierige Banken gehören dazu. Wir sprachen mit dem Londoner Start-ups Transferwise, das Überweisungen in andere Währungsräume durch “Peer-to-Peer-Lending” deutlich günstiger machen will. Je nach Zielland zahlen Transferwise-Nutzer zwischen 0,5 und 2 Prozent Gebühr an Hinrikus’ Start-up – das eine Abwicklung binnen zwei Werktagen verspricht.

Die Gebühren sind deshalb so niedrig, weil Transferwise die Kosten für den Umtausch spart. Der Londoner Dienst sammelt Überweisungen etwa aus Deutschland in die USA (in Euro) und umgekehrt (in Dollar) und begleicht sie innerhalb des jeweiligen Währungsraumes. Vereinfacht gesagt: Samantha überweist nicht mehr an Stefan und Heike nicht mehr an John, sondern Samantha an John und Heike an Stefan.

Die Start-ups bedrohen eine ganze Branche

Mit günstigen Alternativen zu den teuren Angeboten klassischer Banken bedrohen die Start-ups eine ganze Branche. So wie Transferwise Jagd auf die fetten Margen der Banken im Zahlungsverkehr macht, bietet Number 26 aus Berlin ein Girokonto für das Smartphone. Funding Circle oder Zencap locken bislang treue Bankkunden auf ihre Kreditplattformen, und der Branchensenior PayPal hält das Geschäftsfeld mobiles Bezahlen seit Jahren besetzt.

Dienstleistung für Dienstleistung rupfen die Angreifer das Geschäftsmodell der Banken auseinander.

Transferwise-Chef Hinrikus will als Nächstes zum Schreck der deutschen Banken werden, mit guten Gründen: “Hier leben zehn Millionen Menschen mit Migrationshintergrund von außerhalb der Eurozone. Es gibt einen international vernetzten Mittelstand.” Und dann die Konkurrenz: Von der Dorfsparkasse bis zur Deutschen Bank, alle hätten sich zu lange auf ihren Privilegien ausgeruht.

In der Tat ist der Zahlungsverkehr für Banken ein lukratives Geschäft, weil sie sich ihren direkten Zugang zu den Währungsmärkten teuer bezahlen lassen können. Wie teuer, das will Transferwise mit einer Studie nachweisen, die die Firmen bei Confluentes in Auftrag gegeben hat, einer studentischen Unternehmensberatung der Wirtschaftshochschule WHU. Das Ergebnis: Bei keiner Bank ist der Geldtransfer so günstig wie bei dem Start-up, manches Geldhaus verlangt für eine 1000-Euro-Überweisung fast zehnmal so viel wie die jungen Gründer.

Investoren wetten Milliarden auf den Erfolg der Fintechs

Kein Wunder, dass Investoren großes Potenzial in der Fintech-Firma sehen: Kapitalspritzen von Virgin-Gründer Richard Branson und dem Silicon-Valley-Superfonds Andreessen Horowitz sollen den geschätzten Wert von Hinrikus’ 2011 gegründetem Start-up auf mehr als eine Milliarde Dollar getrieben haben – ein Wert, den nur wenige europäische Technologiefirmen vor ihrem Börsengang erreichen.

Und das bei einem Jahresumsatz, der höchstens im niedrigen dreistelligen Millionenbereich liegen dürfte. Wie bei den meisten Einhörnern, den Start-ups mit Milliardenbewertung, spiegelt der Unternehmenswert vor allem die Hoffnung wider, Transferwise könnte den Markt bald ordentlich umpflügen.

Im Heimatmarkt Großbritannien, sagt Hinrikus, wickle man zwei Prozent der ins Ausland überwiesenen Geldsumme ab. Für das langfristige Ziel nimmt sich Hinrikus seinen alten Arbeitgeber Skype zum Vorbild. Über den estnischen Videotelefonie-Anbieter, dessen erster Angestellter er war, laufen heute 40 Prozent der Auslandsanrufe weltweit.

“Die Deutschen rennen den Banken in Scharen davon”

So bedrohen die vielen kleinen Start-ups das Geschäftsmodell der deutschen Banken, das schon immer auf einer Mischkalkulation basierte: Mit margenträchtigen (man könnte sagen: überteuerten) Angeboten subventionieren die Banken ihr Filialnetz quer – allerdings auch ihre teuren Konzernzentralen im Frankfurter Westend, die hoch bezahlten Manager und auch Milliardenstrafen im Nachgang der Finanzkrise.
Doch selbst ein bescheidenes Geldhaus bliebe im Rennen gegen die Fintech-Herausforderer immer der Hase: Deutschlands Banken haben in den vergangenen Jahren zwar bereits Tausende Filialen geschlossen, doch ein Internet-Start-up braucht eben gar keine. Und wer wie Iwoca oder Kreditech die Kreditwürdigkeit seiner Kunden vor allem mit Algorithmen prüft, kann sich viel Personal sparen.

Der Erfolg von Fintech-Unternehmen wie Transferwise trifft die deutschen Geldinstitute ins Mark. Taavet Hinrikus bezweifelt sogar, dass irgendjemand die Banken alten Schlages vermissen wird: “Niemand geht gerne in eine Bankfiliale. 2013 machten 45 Prozent der Deutschen Onlinebanking, ein Jahr später waren es schon 54 Prozent. Die Deutschen rennen den Banken in Scharen davon.”