Tags

Related Posts

Share This

Facebook – Housing

Facebook baut eigene Wohnsiedlung für Arbeiter /
Angestellte
Von der Kneipe bis zum Hundesitter: Facebook baut in der Nähe seiner Firmenzentrale eine Wohnsiedlung für Mitarbeiter. Die knapp 60.000 Quadratmeter-Anlage soll aber auch dem Konzern nutzen. Von Reed Albergotti, WSJ.de

Das weitläufige Facebook-Gelände im kalifornischen Menlo Park hat so viele Vorzüge, dass manche Angestellte womöglich nie nach Hause gehen wollen. Bald werden sie diese Option tatsächlich haben. Das Unternehmen hat diese Woche berichtet, dass es mit einem örtlichen Bauunternehmen zusammenarbeitet, um für 120 Millionen Dollar eine Wohnsiedlung mit 394 Einheiten zu bauen, die nur wenige Minuten zu Fuß von den Facebook-Büros entfernt ist.

In der Anton-Menlo-Anlage wird es für die Mieter der 58.500 Quadratmeter an Wohnungen alles von einer Kneipe bis hin zu einem Hundesitter geben. Selbst für das Silicon Valley, wo Technologiefirmen mit ausufernden Anreizen und Büros, die einem Spielplatz ähneln, um die besten Ingenieure konkurrieren, ist der Plan von Facebook eine Neuheit.

Eine Sprecherin des Unternehmens sagt, dass die Mitarbeiterbindung bei dem Immobilienprojekt kein großer Faktor sei. “Wir freuen uns, bald mehr Wohnmöglichkeiten näher am Firmengelände zu haben, aber wir glauben, dass unsere Angestellten bei Facebook arbeiten, weil die Arbeit lohnend ist und sie an unsere Mission glauben”, sagt sie.

Persönliche Rekl
Einige Mitarbeiter hätten nach Wohnmöglichkeiten nahe den Büros gefragt, da es in Menlo Park zu wenige Wohnungen gebe. Die Immobilienpreise im Silicon Valley steigen rasant. In San Francisco sind sie im vierten Quartal 2012 um 24 Prozent gestiegen, berichtet die Immobiliendatenfirma DataQuick.
Das Projekt von Facebook erinnert an die firmeneigenen Arbeitersiedlungen, die um 1900 entstanden. Damals lebten amerikanische Fabrikarbeiter in Gemeinden, die ihrem Arbeitgeber gehörten. Dieser stellte eine Gesundheitsvorsorge, Polizisten, eine Kirche und alle anderen nötigen Dienstleistungen bereit.

Es ist jedoch nicht unbedingt positiv, noch mehr Zeit unter den Fittichen des Unternehmens zu verbringen. Ein Grund, warum die alten Fabriksiedlungen verschwanden, war, dass sie den Arbeitern oft unerträglich wurden. Heute könnte der Nachteil sein, dass von den Angestellten unausgesprochen erwartet wird, ständig zu arbeiten.

Dennoch sind die Pläne von Facebook weit weg von den Stahl- und Bergarbeitersiedlungen vor gut 100 Jahren. Von den Facebook-Mitarbeitern wird nicht erwartet, dass sie ihr Leben lang bei dem Unternehmen arbeiten, wenn sie in eine firmeneigene Wohnung einziehen. Außerdem kommen in der Siedlung nur etwa 10 Prozent der Angestellten in Menlo Park unter.

Doch der Schritt zeigt, wie der Wettbewerb die Firmenkultur in der Tech-Industrie verändert. “Silicon Valley ist in vielerlei Hinsicht eine Antithese zur Fabriksiedlung”, sagt Ajay Agrawal, Professor für Unternehmertum an der University of Toronto.

In der heutigen Tech-Industrie, sagt Agrawal, fühlen sich Angestellte nicht mehr so sehr an ein Unternehmen gebunden. Die Bindung an einen Ort und die Branche sei stärker. Die Wahrscheinlichkeit sei höher, dass sie den Arbeitgeber wechseln oder mit Mitarbeitern von anderen Firmen zusammen an Ideen feilen. Der Nachteil des Silicon-Valley-Modells ist laut Agrawal, dass Unternehmen weniger in die Wohnsiedlungen investieren, wenn sie glauben, dass ihre Angestellten bald wieder den Arbeitgeber wechseln werden. “Womöglich gibt es eine goldene Mitte zwischen der alten Fabrikstadt und dem Silicon Valley, wo jeder andauernd den Arbeitgeber wechselt”, sagt er.
Beim Entwickeln der Wohnsiedlung hat Facebook mit der Baufirma St. Anton Partners aus San Francisco zusammengearbeitet, um eine Umgebung zu schaffen, die der Atmosphäre bei dem Unternehmen ähnelt. Dort sind Angestellte angehalten, miteinander zu reden und Ideen zu entwickeln.

Die Wohnungen sollen zum marktüblichen Preis vermietet werden; eine Handvoll ist für Bewohner mit niedrigem Einkommen reserviert. Alle bis auf 15 der Wohnungen können auch von Menschen gemietet werden, die nicht bei Facebook arbeiten.

“Das Schöne hieran ist, dass die Siedlung extrem nah am Firmengelände liegt”, sagt John Tenanes, Immobiliendirektor bei Facebook und selbst ein Architekt, der bei der Planung mitgeholfen hat. “Mit dem Rad sind es fünf Minuten”, auf einem Radweg um die Bucht von San Francisco herum, sagt er.
Eines der Unternehmensziele von Facebook ist es, sich um so viele Aspekte des Lebens seiner Angestellten zu kümmern wie möglich. Sie müssen sich nicht um Verkehrsmittel kümmern – es gibt einen Bus. Auch für Wäschewaschen und die Reinigung ist gesorgt. Es gibt auch Friseure, Schnitzereikurse und eine Fahrradwerkstatt.

Die Firmenzentrale von Facebook soll sich mehr wie ein Unicampus anfühlen. Das knapp 230.000 Quadratmeter große Gelände, das Facebook im Dezember 2011 bezog, wird bald mit einem neuen Flügel verbunden werden, den der Architekten Frank Gehry entworfen hat.

Während eines Arbeitstages treffen sich Programmierer und Werbefachleute zu einem kostenlosen Kaffee und spazieren an Skulpturen und Läden vorbei oder entspannen sich auf sonnigen Parkbänken. Nachts schauen die Angestellten Filme auf einem riesigen Fernsehbildschirm im Freien mitten auf dem Campus…Keep goin.

Quelle: Wall Street Journal

Facebook