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Facebook @ Menlo Park

Das Event im kalifornischen Menlo Park ist ein Ausflug in die Welt, wie Mark Zuckerberg sie sieht: Facebook sei nichts anderes als eine Erweiterung unseres Selbst, sagt er, und dass Smartphones den Menschen und nicht Apps in den Vordergrund stellen sollten. Das Ziel von “Facebook Home” sei nichts Geringeres, als dazu beizutragen, das Verhältnis der Menschen zu Technologie grundlegend zu verändern.
Kurz: Facebook zu nutzen, mache uns menschlich.
Nicht nur Strategie, sondern Ideologie.
Zuckerberg ist ein guter Redner, er spricht frei und flüssig, er ist kein Einpeitscher.

Check in @ Menlo Park: Weniger wegen des Produkts, das mit großem Aufwand präsentiert wurde, sondern wegen des zwar kurzen, aber prägnanten Einblicks in die Gemütslage der Unternehmensführung rund um Zuckerberg.
Vor gerade mal einem Jahr, in den Wochen vor dem Börsengang, gab es kaum einem Facebook-Mitarbeiter, der nicht mit stolzgeschwellter Brust durch die Gegend lief. Zwar simuliert die Firmenzentrale – mit der etwas prätentiösen Adresse 1 Hacker Way – immer noch die Leichtigkeit der Start-up-Szene im Silicon Valley: Es gibt Volleyball- und Basketballfelder, nächtliche Hackathons und ein Burger-Restaurant. Doch über allem liegt eine Atmosphäre, die man als Konzentration interpretieren kann – oder als Anspannung.
Facebook tut sich noch immer schwer damit, seine riesige Nutzerbasis in Profite umzusetzen. Von den Mitgliedern, die Facebook über einen Desktop-Computer nutzen, besuchen 40 Prozent das soziale Netzwerk mindestens einmal am Tag. Mitglieder, die Facebook vom Smartphone oder Tablet aus ansteuern, kommen dagegen zu 70 Prozent jeden Tag wieder.

Diese Entwicklung muss und will Facebook zu Geld machen. Deswegen, will Zuckerberg kein eigenes Smartphone zu bauen. Von einem solchen Geräte könnte man, “selbst wenn es gut ist”, nur 10 bis 20 Millionen Stück verkaufen.

Zuckerberg ist das zwei Nummern zu klein. Facebook habe mehr als eine Milliarde Mitglieder, “und wir wollen auf jedes Smartphone”. Und das geht am besten, wenn man das eigene System einem anderen überstülpt. Die Börse liebt solche aggressiven Phantasien. Die Aktie stieg prompt um über drei Prozent.

Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Ansatz brillant, denn jedes Android-Smartphone kann nun auch ein Facebook-Phone sein – mit entsprechendem Potential für Werbeeinnahmen. Das dürfte der eigentliche Grund sein, warum Facebook seine Homescreen-App entwickelt hat, auch wenn Zuckerberg ein wichtiges Detail in einen Nebensatz versteckt und erst auf Nachfrage bestätigt: Eingeschoben zwischen Fotos von Freunden und deren Statusmeldungen soll Werbung über den Startbildschirm zirkulieren. Dieser direkte Zugriff auf den Homescreen von Smartphones ist ein Traum für Werbetreibende – und ein Alptraum für viele Nutzer.
Doch zur Einführung der App verzichtet Facebook wohlweislich noch auf Werbeeinblendungen. Erst müssen sich genügend Facebook-Anwender finden, die “Facebook Home” über ihre Android-Benutzeroberflache stülpen. Und das ist alles andere als garantiert.
Source: Spiegel